©Marie Alpermann, Friederike Hofert, Maria Meinel

Tag der Übersetzung am 30.9. im Literaturhaus Halle – ein Interview mit den Organisatorinnen

Zum Hieronymustag, dem Internationalen Tag der Übersetzung am 30.9. haben die Literaturübersetzerinnen Marie Alpermann, Friederike Hofert und Maria Meinel in Halle ein vielfältiges Programm zum Thema literarisches Übersetzen auf die Beine gestellt. Sie bringen in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Halle sich selbst und Kolleginnen auf die Bühne und machen ihre Arbeit einem interessierten Publikum erfahrbar.

Wie ist die Idee zu diesem Tag der Übersetzung entstanden? Hat Halle eine Hieronymustag-Tradition und/oder gibt es ein Übersetzer:innen-Netzwerk?

Halle hatte diese Tradition noch nicht, das war für uns drei Übersetzerinnen Anlass, sie in diesem Jahr zu begründen. Wir sind eigentlich ein Kern von vier aktiven (oder aktiv gebliebenen) Frauen, der aus einer ehemals etwa doppelt so großen Stammtischrunde aus Übersetzer*innen hervorgegangen ist und sich nun ausschließlich dem Literaturübersetzen widmet. Wir treffen uns in losen Abständen zum Erfahrungsaustausch.
Vor allem nach der Corona-Zeit, in der die meisten von uns mehr oder weniger einzeln vor sich hingewerkelt haben, hatten wir das Bedürfnis, uns wieder mit der Literatur- und Kulturszene in Halle zu vernetzen und zu sehen, welche Strukturen die Lockdowns überlebt oder sich sogar in dieser Zeit neu herausgebildet haben. Einen ganzen Tag zu organisieren, an dem möglichst viele lokale Akteur*innen beteiligt sind, schien uns dafür ideal. Außerdem hoffen wir, so auch ein neues Netzwerk geschaffen zu haben, auf das wir für künftige Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Literaturübersetzung zurückgreifen können.

Wie habt ihr euch organisiert, war es schwierig Kolleg:innen oder Förderer für euren Tag der Übersetzung zu gewinnen?

Schwierig war es am Ende nicht: Wir hatten schon von Anfang an konkrete Vorstellungen vom Inhalt und Format der Veranstaltung und haben diese dann gemeinsam in einem Antrag an den Deutschen Übersetzerfonds formuliert. Mit Erfolg. Wir waren ein paar Wochen erwartungsgespannt, dann kam die Bestätigung: Uns wurde die gesamte beantragte Summe aus dem Neustart-Kultur-Budget gewährt. Und wir haben vor Ort unglaublichen Zuspruch und Unterstützung bekommen.
Der Hieronymustag findet im Literaturhaus Halle statt, eine feste Größe in Halles Literatur- und Kulturszene. Gleichzeitig konnten wir die Buchhandlung Kohsie als Kooperationspartner gewinnen und durch Marias Gastdozentur Studierende und ihre Arbeiten in die Veranstaltung einbeziehen, und so auch über den Kreis der „üblichen Verdächtigen“ hinaus wirken. Dass wir damit einen Nerv getroffen haben, zeigen auch die Anfragen vom mdr, Radio Corax und verschiedenen Übersetzungsblogs, die jetzt kurz vor der Angst ins Haus flattern.

Was erwartet das Publikum und was erwartet ihr euch von den Veranstaltungen?

Das Tolle an unserem Hieronymustag ist, dass es tatsächlich ein ganzer bunter Tag werden wird. In insgesamt vier Veranstaltungen präsentieren wir so viele Facetten und Formate wie möglich. Dass mit den Studierenden auch der übersetzerische Nachwuchs zu Wort kommt, ist das erste Highlight. Ein anderes ist, dass wir beim Gläsernen Übersetzen gleich in drei Genre hineinleuchten, und damit auch drei ganz verschiedene Herangehens- und individuelle Arbeitsweisen
illustrieren können. Den Abschluss bilden zwei Lesungen mit voller Besetzung: Autorin, Übersetzerin, Moderation und Verdolmetschung. Mehr Vielfalt kann man sich bald nicht vorstellen.

In jedem Fall wird es also ein Zugewinn, zumindest aber ein Aha, wie es sich selbst bei einer erfahrenen Leserschaft einstellt, wenn Leute aus unserer Zunft ihr Tun beleuchten. Uns ging es ja auf der einen Seite um Sichtbarkeit und auf der anderen eben darum, neue Wege zu gehen und unsere Arbeit zugänglicher und greifbarer zu machen. Wir erwarten und freuen uns auf interessierte Menschen, bereichernde Fragen, gemeinsames Tüfteln beim Gläsernen Übersetzen und lebhaftes Debattieren nach den Lesungen.

Was würdet ihr Kolleg:innen raten, die Ähnliches in ihren Städten organisieren wollen?

Einfach loslegen! Veranstaltung ausdenken, Konzept schreiben und los. Selbst bei uns – kompletter Kaltstart, keine Erfahrung in Sachen Kosten und Kalkulation – hat der gesunde Menschenverstand dreier passionierter Übersetzerinnen gereicht, um so einen Mammuttag anzuschieben. Jetzt müssen wir ihn nur noch rocken.

Übersetzungskunst live!“ mit Marie Alpermann, Friederike Hofert und Maria Meinel
30.9., 14 bis 20.30 Uhr, Literaturhaus Halle im Kunstforum der Saalesparkasse Bernburger Straße 8, 06108 Halle (Saale)
Hier gehts zum Programm.

Marie Alpermann hat Slawistik in Halle studiert und übersetzt postjugoslawische Autor*innen, die sie im deutschsprachigen Raum bekannter machen will. Bisher u.a. Lejla Kalamujić, Dragoslava Barzut, Jelena Lengold und Senka Marić.
Instagram: @marie.alpermann     
Facebook: Marie.Alpermann

Friederike Hofert hat in Saarbrücken, Cali und Düsseldorf Literaturwissenschaften und literarisches Übersetzen studiert und über den Zusammenhang von Macht und Translation geforscht. Sie übersetzt aus dem Englischen und Spanischen, bisher u.a. NoViolet Bulawayo, Tina Makereti und Fausto Alzati Fernández.

 Maria Meinel ist freie Autorin, Lektorin und Dozentin, übersetzt aus dem Spanischen, Katalanischen und Englischen, u.a. Yanara Friedland, Ángeles Mora, Irene Vallejo, Deborah D.E.E.P. Mouton, Yara Rodrigues Fowler und Maddie Mortimer, vermittelt Autor*innen an deutsche Verlage, gärtnert und schreibt – meistens über Kunst und Fotografie.
www.maria-meinel.de     
Twitter: @sprachwandelnd
Instagram: @sprachwandelnd

K.S.

 

 

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