©Barbara Neeb

Video-Impressionen aus dem „Woodstock für Übersetzende“

Barbara Neeb. Übersetzerin aus dem Italienischen und Französischen, war in Wolfenbüttel mit der Kamera unterwegs. Als Mitglied der Digitalen Weltlesebühne betreut sie nicht nur unseren YouTube-Kanal, sondern dreht auch gern selbst.
Beim „Wolfenbütteler Gespräch“, eine Art Familientreffen für literarische Übersetzer*innen, das der VdÜ endlich wieder in Präsenz ausrichten konnte, war sie selbst mit der Kamera dabei. Sie hat aber auch einige Kolleg:innen dafür gewinnen können, ihre persönlichen Impressionen und Erwartungen zu dokumentieren. Das Ergebnis wird in einigen Clips auf unserem YouTube-Kanal zu sehen sein. Einen ersten Clip „Jahrestagung in knapp vier Minuten“ gibt es schon hier.
Anlass, Barbara Neeb zu bitten, uns Näheres zu ihrem Projekt zu erzählen.

Warum hast du dir die Jahrestagung des VdÜ in Wolfenbüttel für dein Videoprojekt ausgesucht, was hat dich daran gereizt?

Wir wollen ja auf unserem YouTube-Kanal Übersetzende und ihre Arbeit sichtbar machen. Dazu gehört neben Buchprojekten und Veranstaltungen auch das Wolfenbütteler Gespräch, das „Woodstock für Übersetzende“, wie es unsere Kollegin Jenny Merling einmal so schön genannt hat. In unseren Kreisen schwärmen alle, die schon einmal dort gewesen waren, von der besonderen Atmosphäre, die in diesen drei Tagen herrscht. Allerdings sind die Plätze begrenzt – 200 für 1.400 Mitglieder – und schnell ausgebucht.

Daher wollte ich für die, die nicht dabei sein konnten, das lange Wochenende dokumentieren. Ebenso wollte ich Außenstehenden, die vielleicht schon mal davon gehört haben, ein wenig vom „Geist von Wolfenbüttel“ vermitteln. Und als Nebeneffekt wollte ich die digitale Weltlesebühne auch im VdÜ bekannter machen und dafür werben, dass wir Menschen des Wortes auch im Internet sichtbar sein können.
Kleiner Spoiler vorab: Das hat geklappt!

Wie sah dein Konzept aus und war es schwierig, die Kolleg:innen zum Mitmachen zu animieren bzw. wie hast du sie mit einbezogen?

Nachdem ich einmal die Entscheidung getroffen hatte, dieses Jahr die Jahrestagung digital zu begleiten, habe ich diesen Vorschlag dem Team der Digitalen Weltlesebühne unterbreitet. Mir war klar, dass dieses Projekt allein kaum zu stemmen war. Leider stellte sich dann heraus, dass aus den verschiedensten Gründen niemand vom Team mitkommen konnte – das war ein herber Schlag. Daher musste ich umdenken und mir anderswo Unterstützung suchen. Aber na ja – es geht um Youtube und mal eben ins Handy quatschen, das kann doch jede*r, oder? *Zwinkersmiley*

Schnell stand das neue Konzept. Ich bitte einige Kolleginnen und Kollegen um vier Sätze, die sie dann einfach mit dem Handy dokumentieren sollten: Wer sind sie, was erwarten sie, was ist ihr Highlight dort, was nehmen sie mit. Schwieriger war dann die Suche nach den Mitwirkenden, denn die Filme sollten ja ein breites Spektrum unserer Zunft abbilden. Und dann finde mal bei nur 200 Teilnehmenden ca. 10 Leute, die filmen können, Zeit dafür haben und sich diese auch nehmen wollen.

Zum Glück hat Christel Kröning für dieses Projekt unter ihren Kommiliton*innen vom Studiengang Literaturübersetzen in Düsseldorf geworben. Der Vorstand vom VdÜ winkte aus Zeitmangel ab, brachte mich aber auf Werner Richter vom österreichischen Schwesterverband. Ein paar Leute, die ich schon mal in den letzten zwei Jahren angesprochen hatte und die Interesse für Youtube signalisiert hatten, kamen auch wirklich nach Wolfenbüttel. Da hatte ich dann meine „Filmcrew“.

Mein Dank geht an (oben, von links nach rechts): Ingrid Exo, Christel Kröning, Hanna Fliedner, Florian Kranz, (unten, von links nach rechts): Jana Wahrendorff, Werner Richter, Jennifer Michalski und Kordula Witjes.
(Kollage: Barbara Neeb)

Welche Schwerpunkte hast du dir beim Drehen gesetzt? Gab es besondere Highlights oder Probleme?

Ich selbst hatte das anspruchsvolle Ziel, das „Gesamtkunstwerk WoBü“ dokumentieren – also von allem etwas. Das heiß keine besonderen Schwerpunkte, aber natürlich keine ganzen Reden abfilmen, das will ja dann doch keiner sehen. Zum Glück war die Jahrestagung wieder so geplant wie in den Jahren davor, und da ich schon einige Male dort war, wusste ich, was mich erwartete. Ich wollte vor allem die Preisübergaben filmen, da ich der Meinung bin, wir müssen der ganzen Welt zeigen, was für großartige Künstler*innen wir sind.
Meiner „Crew“ habe ich keine weiteren Vorgaben gemacht – und wurde angenehm überrascht, dass recht unterschiedliche und fantasievolle Interpretationen meiner Minimalangaben herauskamen.

Ich möchte auch die „WortErben“ vorstellen, ein 2021 gegründete Gesellschaft, der man Urheberrechte vererben kann. Natürlich kann man darüber im Internet nachlesen, aber wenn Helga Pfetsch und Rosemarie Tietze mit Verve von ihrem neuen Projekt erzählen, das hinterlässt doch eine viel lebendigere Idee davon.

Beim Lesefest mit jeweils vier parallel stattfindenden Lesungen aus Übersetzungen auf vier Ebenen stieß ich an meine Grenzen, als ich in Schünemanns Mühle bei gefühlten 40 °C die Treppen rauf und runter hastete. Schade – aber naja, man kann nicht alles haben.

Ach übrigens – ein Highlight gab es schon vor der Tagung, als ich innerhalb von einem Tag von der Deutschen Bahn die Drehgenehmigung für alle Mitwirkenden bekam. Denn man kann es nicht oft genug sagen – denkt bei Filmen, die zeitlich unbegrenzt auf Videoplattformen einsehbar sein sollen, immer an die Drehgenehmigung!!! Stolz haben wir uns alle diese Genehmigung, im Zug filmen zu dürfen, ausgedruckt. Leider wurde sie bei niemandem kontrolliert.

Hast du aus deinen Erfahrungen Tipps für Kolleg:innen, die bei größeren Veranstaltungen filmen wollen?

Ich hatte ja schon einmal ein Event mitgefilmt – den Festakt der Zeitschrift Übersetzen 2021 in Heidelberg. Dort habe ich selbst erfahren, dass das A & O einfach eine gute Tonqualität ist. Was die Digitale Weltlesebühne dazu bewogen hat, sich portable Audiorekorder anzuschaffen, die man ggf. an eine Lautsprecheranlage anschließen kann. Dazu kann ich nur dringend raten.
Genauso wichtig ist es allerdings, sich vor einer so intensiven Aufgabe, bei der man unter Druck schon mal das eine oder andere vergessen kann, mit dem Material vertraut zu machen. Hm, leider hatte ich im Vorfeld nicht soo viel Zeit, wie erhofft – ja, auch ich muss ab und zu noch übersetzen – und konnte mich eben nicht dem neuen Gerät widmen. Deshalb habe ich es nicht eingesetzt, sondern lieber auf die bewährte, wenn auch eventuell nicht ganz so gute Technik vertraut.

Auf jeden Fall nicht allein filmen! Ich sehe es jetzt wieder: Nur aus einer Perspektive wird auf Dauer einfach langweilig. Da muss ich nun etwas in die Trickkiste greifen – oder beherzt kürzen!

Immer die Kamera parat haben – und wenn’s im Morgengrauen auf dem Heimweg von der Party ist! Sonst ärgert man sich hinterher, einen schönen Moment verpasst zu haben.

Was können wir nun in nächster Zeit von deinem Material aus Wolfenbüttel erwarten?

In den Clips lernen wir einige unserer Kolleg*innen kennen und sehen, auf welch unterschiedliche Weise sie anreisten. Dann wird es auf mehrere Clips verteilt Eindrücke von der Eröffnungsveranstaltung, von Lesefest und dem Festakt geben. Außerdem einen Hochformat-Kurzclip – denn ich hatte im Vorfeld vergessen, alle Mitwirkenden eindringlich darauf hinzuweisen, dass Youtube eigentlich Querformat wie Fernsehen ist und nicht Hochformat fürs Handy. Zum Abschluss gibt es noch diverse Resümées – und nicht zu vergessen die beliebte Rubrik „Outtakes“!

K.S.

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