So ist das bei den verruchten Dichtern – Der Übersetzer Andreas Tretner über den Dichter Alexander Wutimski

Das Werk des bulgarischen Dichters Alexander Wutimski ist bislang in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Doch nun befasst sich der Übersetzer Andreas Tretner intensiv mit seiner Lyrik. Ein Band mit einer Auswahl an Gedichten ist geplant. Einen ersten Eindruck von der Kraft dieser Texte kann man sich jedoch z.B. in der Zeitschrift Ostra-Gehege verschaffen: Hier erschien  bereits der siebenstrophige Zyklus Ring des Saturn in Andreas Tretners Nachdichtung.

Kurzes Leben in Sofias Bohemien-Kreisen

Alexander Wutimski kam 1919 in der  Provinzstadt Swoge zur Welt. Nachdem seine gesamte Familie innerhalb weniger Monate von der Tuberkulose ausgelöscht worden war, schlug er sich in der Welt der Bohemiens von Sofia durch. Eine prekäre Existenz zwischen zwei Weltkriegen und mit einer angeschlagenen Gesundheit. Er war fasziniert von Rimbaud – von seiner Dichtung ebenso wie von seinem Lebensstil. Alexander Wutimski sah auch sich selbst als einen der verruchten Dichter: Eine Existenz am Rande der Gesellschaft; einer Gesellschaft, die er in seinen Gedichten kritisch und scharfsinnig beschrieb.

Alexander Wutimski wurde nur 24 Jahre alt: Er starb 1943 an Tuberkulose.

Sein Werk war zunächst in Handschriften und Abschriften erhalten: Insgesamt sind etwa 200 Gedichte überliefert. Als Buch erschien es erst zu Beginn der sechziger Jahre, nachdem eine junge Leserschaft es wieder entdeckt und die einzelnen Texte zusammengetragen hatte. 

Nachdichtung

Nun hat sich der Andreas Tretner, Übersetzer aus dem Russischen, Bulgarischen und Tschechischen, dieser poetischen Fundgrube angenommen. Seine Nachdichtungen sollen demnächst in einer Auswahl als Band zum ersten Mal für das deutsche Lesepublikum  zugänglich werden.

Maria Rajer hat für die Weltlesebühne ein Video  mit Andreas Tretner gedreht: Der Übersetzer erzählt mitreißend von Leben und Arbeit dieses außergewöhnlichen Lyrikers. Außerdem erläutert er, was für ihn die Qualität und die Besonderheit dieser Gedichte ausmacht und wie er damit in seinen Nachdichtungen umgeht.

Andreas Tretner © Screenshot_WLB

 

B.E.

 

 

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