Seit 2001 verleiht die Kunststiftung NRW den Straelener Übersetzerpreis in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzerkollegium für eine herausragende literarische Übersetzung. Gleichzeitig wird das Lebenswerk der Übersetzenden ausgezeichnet. Seit 2024 heißt dieser renommierte Preis Literaturpreis der Kunststiftung NRW – Straelener Übersetzerpreis. Er gehört mit 25.000 € zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum. 2024 erhielt ihn die Übersetzerin Eva Profousová.
Zusätzlich vergibt die Kunststiftung NRW seit 2012 einen Förderpreis. Er ist mit 5000 € dotiert. 2024 ging er an Lisa Mensing für ihre Übersetzung des Romans Birkenschwester der niederländischen Autorin Caro Van Thuyne (Maro, 2024).
Ihre Übertragung von Caro Van Thuynes Roman Birkenschwester hat die Jury „als außerordentlich kunstvoller Balanceakt überzeugt und begeistert.“
Preisverleihung
Die Preisverleihung fand am 29. Oktober 2024 in der Kunststiftung NRW Düsseldorf statt und nicht wie üblich im Europäischen Übersetzerkollegium in Straelen. Denn dort sind seit Oktober 2023 umfassende Renovierungs- und Umbauarbeiten im Gange. Daher ist das EÜK über einen längeren Zeitraum geschlossen.
Husarinnenstück
Mit dem diesjährigen Preis wurde Eva Profousová für ihre Übertragung des Romans Ein empfindsamer Mensch des tschechischen Autors Jáchym Topol ausgezeichnet, 2019 erschienen bei Suhrkamp.
In der Begründung der fünfköpfigen, unabhängigen Jury heißt es: „Eva Profousová hat mit Jáchym Topols Ein empfindsamer Mensch ein Husarinnenstück von einer Übersetzung vorgelegt. Furchtlos folgt sie dem Autor und seinem Heldenkollektiv, einer tschechischen Schaustellerfamilie auf Europatour, durch wilden Slapstick, krachlederne Derbheit, irrwitzige Fügungen, Registersprünge und Tonartwechsel. Sie folgt, scheint aber voranzugehen, denn sie beschreitet eigene, ganz und gar unabhängige sprachliche Wege und schafft so ein Idiom, das Topols fantastischer, wüst-fantasievoller Umgangssprache ebenbürtig ist. Genau darin liegt die Kunst der Entsprechung.“
Ein „Husarinnenstück“ noch einmal mehr, da die gebürtige Tschechin den eher ungewöhnlichen Weg der Übersetzung aus der Muttersprache in die Sprache ihrer Wahlheimat geht.
Eva Profousová selbst erklärt dies folgendermaßen: „Indem ich dem deutschen Text die Atmung des Originals beibringe, versuche ich zugleich zu einer sprachlich-gesellschaftlichen Polyphonie beizutragen.“
Seit zwanzig Jahren arbeitet Eva Profousová hauptsächlich als Literaturübersetzerin aus dem Tschechischen sowie neuerdings auch aus dem Slowakischen. Außerdem setzt sie sich aktiv für die Sichtbarkeit von Literaturübersetzenden ein: Sie organisiert und moderiert Veranstaltungen zu Themen rundum das Übersetzen. 2021 gehörte sie zu den Kuratorinnen der ersten Translationale Berlin. Sie ist Mitglied der Weltlesebühne e.V. und war von 2021 bis 2024 2. Vorsitzende des Vereins.
B.E.