Da bekommt man als Übersetzer auf einmal die Chance, das Buch einer Autorin zu übersetzen, deren Werk einen mit Bewunderung, vielleicht gar einer Art Ehrfurcht erfüllt. Und da fragt man sich zunächst einmal: Bin ich dieser Aufgabe tatsächlich gewachsen? Kann ich diesem Text, diesem Umgang mit dem Sujet, dieser ganz speziellen literarischen Herangehensweise gerecht werden?
Mit diesen Fragen setzte sich André Hansen auseinander, als ihm angeboten wurde, ein Buch der französischen Autorin Florence Aubenas zu übersetzen: L’inconnu de la poste. Deutscher Titel: Er ist keiner von uns (DTV, 2022): ein dokumentarischer Roman, eine Ermittlungsgeschichte in einem Mordfall, die auf jahrelangen Recherchen basiert.
Journalismus
Die Autorin ist „von Haus aus“ Journalistin und liefert u.a. Reportagen aus Krisengebieten. Ihre Geschichte ging durch die internationale Presse: 2005 wurde sie im Irak von einer Terrororganisation fünf Monate lang als Geisel genommen.
Stilistischer Kontrast
Ihr Stil ist einerseits von journalistischer Klarheit und Nüchternheit geprägt. Im Kontrast dazu scheint das besonders empathische Vorgehen der Autorin zu stehen, wenn sie sich den unterschiedlichen Figuren und situativen Zusammenhängen in ihrem Roman widmet.
André Hansen übersetzt aus dem Französischen und dem Englischen und ist Förderpreisträger des Straelener Übersetzerpreises der Kunststiftung NRW.
Herausforderung
Er hat die Herausforderungen der Übersetzung dieses vielschichtigen, virtuos geschriebenen Textes angenommen.
Im neuen Video auf dem YouTube-Kanal der Weltlesebühne stellt André Hansen seine Übersetzung von Florence Aubans‘ Roman (der mehr ist als einfach ein Roman) Er ist keiner von uns vor. Er gewährt dabei aufschlussreichen Einblick in seine Arbeit an diesem Projekt sowie in seine eigene ÜbersetzerWerkstatt.
B.E.