Die Literaturübersetzer*innen stehen vor großen Herausforderungen
Neben den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig gibt es zwei feste Termine, an denen sich Literaturübersetzer*innen im Rahmen des VdÜ treffen. Das Wolfenbütteler Gespräch im Juni – und die Mitgliederversammlung des Verbands der Literaturübersetzenden im Frühjahr. Hier ein Video mit Impressionen auf dem Youtube-Kanal der Weltlesebühne.
Mitgliederversammlung und Veranstaltung am 6.2.
Diesmal findet die Mitgliederversammlung am 7. Februar in Leipzig statt. Schon am Vorabend lädt eine Veranstaltung der Weltlesebühne in der Universitätsbibliothek Albertina zum Besuch ein: Literaturübersetzerin Maria Meinel tritt in Dialog mit der Schriftstellerin und Performancekünstlerin Martina Hefter, dem Musiker, dem Performer Patrice Lipeb und dem Publikum.
Mitgliederversammlung, das bedeutet: Verbandsfragen werden besprochen, die einzelnen Verantwortlichen informieren über ihre Tätigkeiten, Wahlen stehen an, aber es ist daneben ein großes „Klassentreffen“ für Literaturübersetzer*innen. Natürlich wird es dabei auch um Herausforderungen gehen, die die Zukunft unseres Berufsstands beeinflussen. Jetzt fällt einem als erstes vielleicht das Thema KI ein, das uns Literaturübersetzer*innen immer mehr umtreibt.
KI und Literaturübersetzung
Das Team „Kollektive Intelligenz“ der Kolleg*innen Heide Franck, Andrè Hansen und Andreas G. Förster hat in der Praxis erforscht, ob „Künstliche Intelligenz“ auch Literaturübersetzung kann. Und tragen auf ihrer Webseite Erhellendes zum Thema zusammen.
Literaturübersetzerin Claudia Hamm, hinterfragt u.a. im Sammelband „Automatensprache“ die Auswirkungen von „Künstlicher Intelligenz“ auf unsere Sprache und die Zukunft der Menschen. Außerdem beschäftigt sie sich mit dem wichtigen Thema KI und Urheberrecht. Hier ein Interview mit Claudia Hamm.
Und trotzdem glauben Verlage, KI könne wirklich literarische Texte übertragen, die dann nur mit ein bisschen Post-Editing bearbeitet werden müssten. Literaturübersetzerin Janine Malz hat in einem Offenen Brief auf ein solches Angebot überzeugend dargelegt, warum wir Literatur übersetzen und nicht die KI, die Wortketten berechnet.
„20 Jahre – 20 Euro“
Doch nicht nur die KI treibt uns um: „20 Jahre – 20 Euro“ ist ein Slogan, der ein weiteres Dilemma von uns Literaturübersetzenden beschreibt. Seit mindestens zwanzig Jahren stagnieren unsere Seitenhonorare oder sinken sogar. Gerade in letzter Zeit müssen zahlreiche Kolleg*innen sich umorientieren, weil sie von ihrem Beruf nicht mehr leben können. Und die 20 Euro sind nicht etwa die Untergrenze. Im letzten Jahr haben zwei Aktionen des VdÜ auf diesen Missstand und andere unterirdische Bedingungen bei der Vergütung von Literaturübersetzenden aufmerksam gemacht.
Protest in Köln gegen schlechte Honorare und Beteiligungen
Am 11.9. haben ca. 20 Literaturübersetzer*innen vor dem Gebäude, in dem die Aktionärsversammlung der Bastei Lübbe AG stattfand, u.a. mit einer kreativen Plakataktion protestiert. Ihre Forderungen: bessere Seitenhonorare und eine Rücknahme der im Verlagswesen einmaligen Verrechnung der Übersetzungsvergütung mit der Absatzbeteiligung. Hier einige Statements von der Aktion auf unserem Youtube-Kanal. Und ein Beitrag auf unserem Blog.
Offener Brief der Manga- und Light-Novel-Übersetzenden
Rund um die Frankfurter Buchmesse traten die Manga- und Light-Novel-Novel-Übersetzenden mit einem Offenen Brief und einer Flyeraktion an die Öffentlichkeit. Sie wehrten und wehren sich gegen unterirdische Honorare und miserable Arbeitsbedingungen. Es soll Verhandlungen mit einigen einschlägigen Verlagen geben.
Der VdÜ – das sind wir
Warum ich in Zusammenhang mit der Mitgliederversammlung so ausführlich auf diese Themen eingehe? Weil sie uns Literaturübersetzer*innen und den Verband in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Und wir sehen, wie sich der VdÜ mit den beschriebenen Aktionen und Gremien wie der Honorarkommission für unsere Belange einsetzt. Und das schon seit siebzig (!) Jahren.
Aber der VdÜ – das sind wir, die Literaturübersetzenden. Deshalb ist es so wichtig, sich im Verband, in Vereinen wie der Weltlesebühne oder in eigenen Aktionen zu engagieren. Nur so können wir auf uns und den Wert unserer Arbeit aufmerksam machen und für bessere Vergütung und Arbeitsbedingungen kämpfen. Vielen Dank an alle, Mandatsträger im VdÜ und die vielen anderen Literaturübersetzer*innen, die schon aktive Arbeit leisten.
K.S.