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KI – aber wie? – Der Übersetzertag 2024

Künstliche Intelligenz – KI – ist längst eine Realität innerhalb unserer Gesellschaft. Das gilt auch und ganz besonders für den Beruf von Literaturübersetzenden. Denn die KI wird ganz konkrete Auswirkungen haben, die durchaus problematisch sein können. Und das macht sich bereits jetzt bemerkbar. Denn KI hat längst Einzug in den Berufsalltag gehalten.

Auch hier auf unserem Blog haben wir uns in verschiedenen Beiträgen intensiv diesem Thema gewidmet, beispielsweise in einem Bericht zum Manifest für menschliche Sprache, das auf der Mitgliederversammlung des VdÜ 2024 in Düsseldorf vorgestellt wurde. Oder aber im Beitrag über den Brief der Übersetzerin Janine Malz, den sie einer Lektorin des Verlags Bastei Lübbe als Reaktion auf ein Angebot für ein Post-Editing schrieb.

Auf dem YouTube-Kanal der Weltlesebühne gibt es außerdem eine Playlist mit Videos rundum das Thema KI und Literaturübersetzen. 

Kollektive Intelligenz

Das Projekt Kollektive Intelligenz widmet sich der brennenden Frage, die seit einigen Jahren die Welt des Literaturübersetzens beschäftigt:  In wieweit sind Übersetzungsmaschinen in der Lage, Literatur zu übersetzen? Sie versprechen Zeitersparnis – wie sieht es damit in der Arbeitspraxis aus? Und sind die Maschinen darüber hinaus auch wirklich tauglich, literarische Texte zu übertragen?

Fakt ist, dass Übersetzen mit Tools wie etwa DeepL zunehmend an Bedeutung gewinnt. 2023 war ein regelrechter KI-Hype zu verzeichnen. Doch wie erfüllen sich Erwartungen oder gar Versprechen in der Arbeitsrealität?

Die Initiator*innen des Projekts André Hansen, Heide Franck und Andreas Förster fanden,  die Zeit sei „reif für eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Maschinenübersetzung. Und zwar aus Sicht derjenigen, die Bücher übersetzen.“

Die Website des Projekts Kollektive Intelligenz bietet nun einen umfassenden  Überblick zu den Themen und Aspekten, die im Rahmen dieser Auseinandersetzung von Bedeutung sind. Die Website ist sehr zu empfehlen, wenn man mehr zu diesen rasanten Entwicklungen und ihrem Einfluss auf Literatur generell und die Arbeit von Literaturübersetzenden erfahren möchte. Hier finden sich Berichte bzw. Auswertungen von Experimenten mit Übersetzungsmaschinen und ihrem Einsatz bei Literaturübersetzungen. Mit erstaunlichen Ergebnissen! Außerdem gibt es Beiträge von Expert*innen zu spezifischen Aspekten von Literaturübersetzung und KI aus unterschiedlichen Perspektiven.

Übersetzertag 2024 im LCB

Am 22. November lud der Deutsche Übersetzerfonds zusammen mit der Projektleitung Kollektive Intelligenz zum Übersetzertag 2024 ins Literarische Colloquium am Wannsee in Berlin ein. Das Thema in diesem Jahr: KI – aber wie?

Einladung und Programm zum Übersetzertag 2024, auf der Website des Projekts Kollektive Intelligenz –
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Im Fokus des Übersetzertags 2024 stand die praxisnahe Auseinandersetzung mit der technologischen Entwicklung der letzten Jahre.

Zwischen Faszination und Skepsis – vom Umgang mit KI

Von Hype über Faszination oder Skepsis bis hin zu kategorischer Ablehnung – die Reaktionen auf das Zeitalter von künstlicher Intelligenz sind vielfältig. Und so bleibt es auch der Umgang mit ihr. Feststeht jedenfalls, dass wir mit den Entwicklungen der Tech-Industrie umgehen müssen. Wer sich mit den Technologien vertraut macht, kann Pro und Kontra, Chancen und Risken einschätzen und abwägen und schließlich selbstbestimmt mit KI umgehen.

Workshop-Arbeit
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In praxisorientierten Workshops, Vorträgen (Keynotes), Gesprächen und Diskussion konnten die Übersetzenden sich austauschen, Standpunkte erörtern, Übersetzungstechniken anwenden und Strategien entwickeln.

Der Übersetzertag 2024 in Videos

Im Auftrag des Deutschen Übersetzerfonds begleitete Julian Müller von der Digitalen Weltlesebühne den Übersetzertag mit der Kamera.

Die insgesamt vier Videos verschaffen einen lebendigen Eindruck von diesem brandaktuellen Übersetzertag. Sie sind jetzt auch in der Playlist auf unserem YouTube-Kanal zu sehen:

Ein Signal senden

In diesem Video hat Julian Müller einige Statements festgehalten, die den Tenor und die Erkenntnisse dieses Tages wiedergeben. Am Ende steht die Frage nach dem Fazit bzw. nach dem Signal, das von diesem Übersetzertag ausgehen sollte. Kollektive Intelligenz-Initiator André Hansen hat das sinngemäß folgendermaßen zusammengefasst:  Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit den Entwicklungen und haben keine Angst vor der Technik. Wir schauen uns das ganz genau an, kritisch, aber offen. Wenn wir im Rahmen unserer künstlerischen Tätigkeit KI einsetzen wollen, dann tun wir das. Wenn wir das aber nicht wollen, dann darf uns das auch niemand vorschreiben.

Kurz gesagt, Übersetzungsmaschinen können und sollen die schöpferische Arbeit von Menschen allenfalls unterstützen. Sie sind jedoch nicht in der Lage, „die ganze Arbeit zu machen“ (Andreas Förster).

Fazit: Die Technik soll dem Menschen mit seiner umfassenden Expertise, seiner individuellen, menschlichen Welterfahrung, seiner Assoziations- und Empathiefähigkeit als Werkzeug im kreativen Prozess zur Verfügung stehen. Und nicht umgekehrt: „Jedes Buch verdient einen Menschen in seinem Zentrum“ (Núria Molines Galarza).

B.E.

 

 

 

 

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