Im Vorfeld der Buchmesse wurde über den italienischen Ehrengastauftritt besonders nach der Pressekonferenz in Frankfurt auch unter den Literaturübersetzerinnen aus dem Italienischen heftig diskutiert. Mehr dazu hier auf unserem Blog.
Kolleg*innen schlossen sich zu zahlreichen Initiativen zusammen, um auf und neben der Buchmesse Alternativen zum offiziellen Gastlandauftritt zu bieten. Zum Beispiel im von Literaturübersetzerin Annette Kopetzki mitorganisierten Zentrum Wort in Halle 4.1. Dazu nächste Woche mehr an dieser Stelle.
Eine Plattform für Videos zu Übersetzungsprojekten aus dem Italienischen
Deshalb beschlossen Barbara Neeb und ich von der Digitalen Weltlesebühne spontan, den Kolleginnen und ihren Büchern auf unserem Youtube-Kanal eine Plattform zu bieten, und gaben ihnen ein Konzept an die Hand, um sich mit ihren Büchern als die deutschen Stimmen italienischer Literatur im virtuellen Raum zu präsentieren.
In kurzen Videos sollten sie eines ihrer Übersetzungsprojekte vorstellen, auf die besonderen Herausforderungen dabei eingehen und ihren Weg zum Übersetzen und zu Italien und seiner Kultur erzählen.
Und da auch wir beide aus dem Italienischen übersetzen, kann man das Ganze also ruhig als Herzensprojekt bezeichnen. An dem wir natürlich auch je mit einem Video beteiligt sind wie auch Blogkollegin Barbara Engelmann.
Literaturübersetzer*innen auf dem WLB-Youtube-Kanal
Gesagt, getan: Unsere Kolleginnen und Kollegen machten sich engagiert und ehrenamtlich (!) ans Werk, drehten selbst oder ließen sich aufnehmen – zum Teil auch vor malerischer Kulisse in Italien – und hatten Spannendes zu erzählen: Zum Übersetzen, zu Italien, seiner Kultur und Sprache, zu ihren Büchern.
Immer wieder ist in diesen Kurzclips zu erkennen, wie leidenschaftlich wir alle unseren Beruf leben. Zum Auftakt der Reihe schildert Burkhart Kroeber, allseits bekannter Übersetzer u.a. von Umberto Eco und Italo Calvino, wie es 1988 zum ersten Gastlandauftritt Italiens kam.
Hier schon mal ein Ausblick auf die ersten Videos:
8.10.:
Burkhart Kroeber:
Burkhart Kroeber zum ersten Gastlandauftritt Italiens bei der Frankfurter Buchmesse 1988 und dem Boom italienischer :Literatur in den 1980er Jahren.
Janina Vahl:
Lino De Palmas: „Sardinien – Spielplatz der Seele“ Selbstverlag, 2022. Aus dem Italienischen von Janina Vahl
Ein Onkel schreibt seinem Neffen über die Bedeutung fester kultureller Wurzeln in einer globalisierten Welt.
Barbara Engelmann:
Piergiorgio Pulixi: „Die Insel der schwarzen Katzen“ Kampa Verlag, 2024. Aus dem Italienischen von Barbara Engelmann, Barbara Neeb und Katharina Schmidt
Viel Humor und Ironie, interessante Charaktere sowie eine geschickte Dramaturgie mit Anleihen an Krimiklassiker zeichnen diesen literarischen Thriller aus.
Mirjam Bitter:
Mattia Insolia: „Brennende Himmel“ Karl Rauch Verlag, 2024. Aus dem Italienischen von Mirjam Bitter
Mattia Insolia erzählt von Jugendlichen, die alles daran setzen, nicht den vorgegebenen Lebenswegen zu folgen. Und er beschreibt, wie sich Eltern schuldig machen – durchaus mit Empathie, aber sie niemals aus ihrer Schuld entlassend.
Petra Müller:
Riccardo Pesce/ Luca Usai :„Eine verdienstvolle Arbeit“, in Lustiges Taschenbuch, Band 78 der Enten-Edition mit dem Titel „Donald sucht den Superjob“, 2024.
Petra Müller übersetzt aus dem Englischen und Italienischen und war bisher an ca. 100 Geschichten in 50 unterschiedlichen Comic-Bänden von Egmont Ehapa Media als Übersetzerin beteiligt.
9.10.
Christine Ammann:
Francesca Maria Benvenuto „Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer“ Kunstmann Verlag, 2024. Aus dem Italienischen von Christine Ammann
Ein spannendes Buch, das uns auf witzige und kluge Weise zeigt, wie groß die soziale Kluft zwischen den jugendlichen Straftätern und denen ist, die ihnen zu einem nicht kriminellen Leben verhelfen wollen. Und eine überraschende Wendung nimmt.
Judith Krieg:
Marino Moretti „Die vorlaute Fischhändlerin“ Edition Converso, 2024. Aus dem Italienischen von Judith Krieg
Ein opulentes, an Fellini erinnerndes Panorama der italienischen Adriaküste, jenseits aller Klischees. Viel Tragisch-Komisches durchzieht die Geschichte, funkelnde Ironie bildet das perfekte Gegenstück zu jedem Pathos. (www.edition-converso.com)
10.10:
Ulrike Schimming:
Alda Merini „Das Fleisch der Engel. Gedichte und Erinnerungen“, S. Marix Verlag, 2024. Aus dem Italienischen von Ulrike Schimming
Es gibt kaum ein Gefühl, das die große Poetin Alda Merini nicht in Worte fasst, die wie ein Echo in uns widerhallen. Ihre bildgewaltige Dichtung schöpft aus einer sinnlichen Sprache, die vor Leben sprüht.
Elisa Harnischmacher:
Simona Baldelli: „Die geheimnisvolle Freundin“ Eichborn, 2024. Aus dem Italienischen von Elisa Harnischmacher
Simona Baldelli beschreibt das schwere Schicksal der Protagonistin Nina vollkommen schnörkellos und zeichnet vor der Kulisse der 1940er-60er Jahre mit klaren Worten den Weg eines unterdrückten Mädchens zu einer selbstständigen, unabhängigen Frau.
11.10.
Henrieke Markert + Mirjam Bitter:
Sacha Naspini: „Hinter verschlossenen Türen“ Kein & Aber, 2024. Aus dem Italienischen von Mirjam Bitter und Henrieke Markert
„Der 576 Seiten starke Roman voller komplexer Figuren, fataler Geheimnisse, Affären und Intrigen weist alle großen Gefühle auf, die das Leben ausmachen.“ (Buchkultur)
Birgit Ullmer:
Ilva Fabiani „Meine langen Nächte“, Steidl Verlag, 2023. Aus dem Italienischen von Birgit Ulmer
Anna ist ein beliebiges blondes Mädchen, wie sie selbst findet. Dass sie sich für den Nationalsozialismus begeistert, können die liberalen Eltern nicht verhindern. Auch nicht, dass sie eine „NS-Schwester“ wird.
(Texte sind den Infotexten zu den einzelnen Videos entnommen.)
Hier geht es zur Playlist, die dann bis zum 15.10. jeden Tag um meist zwei Videos erweitert wird. Dazu am Freitag mehr. Aber auch nach der Buchmesse wird es noch einige Clips zu „Deutschen Stimmen italienischer Literatur“ auf dem Youtube-Kanal der Weltlesebühne geben. Insgesamt werden 20 Literaturübersetzerinnen aus dem Italienischen in rund 20 Clips sich und ihre Arbeit sichtbar machen.
Unser Dank gilt den Literaturübersetzer*innen aus dem Italienischen, die mit ihren übersetzten Büchern von Lyrik über italienische Klassiker*innen bis zu Krimi, Comic und Jugendbuch und den Videoclips so eindrucksvoll zeigen, wie vielfältig die italienische Literaturlandschaft abseits des Mainstreams ist.
K.S.