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Das Narrativ des Brettspiele-Übersetzens

Die Übersetzungskunst und die Welt der analogen Spiele

Spieleklassiker wie Monopoly oder Risiko sind den meisten von uns ein Begriff. Zum großen Teil kommen sie jedoch zunächst über US-amerikanische Verlage in Umlauf. Also auf Englisch. Bis wir dann „über Los ziehen“,  die „Schlossallee“ kaufen oder den „Westbahnhof“ verkaufen können, muss jemand diese deutschen Entsprechungen für „Go“, die „Pennsylvania Railroad“ und den „Broadwalk“ ausgetüftelt haben. 

Seit gut 20 Jahren übersetzt Robert Maier unter anderem analoge Brett- und Rollenspiele, also Spiele, die nicht auf digitalen Endgeräten gespielt werden. Jetzt hat er für die Weltlesebühne über diese spezielle Nische der Übersetzungskunst ein Video gedreht. Es ermöglicht uns einen Blick in eine ganz eigene Welt der Phantasie – und des Übersetzungshandwerks.

Der Spieleübersetzer und seine Aufgaben

Als Beispiel stellt er ein neues Spiel vor, das es noch nicht auf Deutsch gibt: Apidaia ( erschienen 2022 bei Dragon Egg Games) eignet sich besonders gut, um zu illustrieren, mit welchen spezifischen Aufgaben der Spieleübersetzer sich auseinandersetzen muss. 

Wie ist ein solches Spiel aufgebaut? Aus welchen Komponenten setzt es sich zusammen? Da gibt es die materiellen Bestandteile und Spielregeln – klare Sachinformationen, eindeutige Handlungsanweisungen, ähnlich wie in Bedienungsanweisungen. Eng verschränkt mit diesen Sachinformationan hat das Spiel jedoch eine narrative Ebene, auf der die materiellen Bestandteile symbolisch ein ganz anderes Geschehen darstellen. Die metaphorischen Bezüge verlangen dann eine Herangehensweise, wie sie die literarische Übersetzung benötigt. Es handelt sich folglich um eine hybride Textform: zum einen gibt es den Gebrauchstext mit klaren Informationen und Anweisungen, zum anderen das Narrativ, das eine Geschichte erzählt.

Robert Maiers Video nimmt sein Publikum mit in diese unbekannte und spannende Welt eines Spieleübersetzers – ungewöhnlich und kurzweilig. Jetzt zu sehen auf dem YouTube-Kanal der Weltlesebühne.

B.E.

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