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Das Exchange Forum for Translators – Plattform (nicht nur) für Übersetzer*innen aus dem Asien-Pazifik-Raum

Ein Interview mit Claudia Kaiser von der Frankfurter Buchmesse und Sabine Müller, Übersetzerin aus dem Indonesischen und Englischen und Mitglied der Weltlesebühne.

Vor eineinhalb Jahren ist das Exchange Forum for Translators oder kurz Translators Forum entstanden. Wer hatte die Idee und warum ist ein solches Forum Förderung der Literatur und Übersetzung aus dem pazifisch-asiatischen Raum so wichtig?

CK: Die Frankfurter Buchmesse ist seit mehreren Jahren in der Region Asien-Pazifik sehr aktiv, mit Büros in Peking, früher Delhi und jetzt Jakarta, sowie mit verschiedenen Aktivitäten. Wir haben gelernt, wie schwierig die Situation der Übersetzer*innen in vielen Ländern der Region ist und möchten unseren Beitrag leisten, diese engagierte Berufsgruppe zu unterstützen.

Claudia Kaiser ©privat

Warum ist das Forum so wichtig? Oft haben die Übersetzer*innen in der Region Schwierigkeiten, sich zu vernetzen, Infos zu erhalten und auch an deutschsprachige Titel zu kommen. Hier möchte das Forum einen Beitrag leisten.

SM: Auch von teilnehmenden Übersetzer*innen aus Deutschland oder der Schweiz und Österreich erhalten wir positive Rückmeldungen, etwa darüber, wie viel man über die Situation der Übersetzer*innen in anderen Regionen der Welt erfährt.

Von der Idee über das Konzept zur Realisierung: Wie habt ihr euch organisiert, welche Aufgaben hat und wie arbeitet das Forum?

 

CK: Wir haben uns überlegt, wer welche Aufgaben gut übernehmen kann. Grundsätzlich machen wir die Arbeit zu zweit mit Unterstützung von Jakarta Content Week und der Frankfurter Buchmesse. Die Jakarta Content Week (Jaktent) ist eine internationale Veranstaltung, die Konferenzen, Workshops, Seminare, Festivals und Ausstellungen umfasst. Sie vereint und präsentiert verschiedene Kreativbranchen mit Schwerpunkt auf der Region Asien-Pazifik. Das Auswärtige Amt ist mit seiner Unterstützung ein sehr wichtiger Partner. Die Goethe-Institute und Botschaften in der Region sorgen auch für die Verbreitung der Informationen über die Sessions, indem sie unter anderem die Einladungen in ihre E-Mail-Verteiler geben und Übersetzer*innen, mit denen sie zusammenarbeiten, ansprechen.
Foto: Sabine Müller
©Ebba D. Drolshagen

SM: Wir haben inzwischen einen recht umfangreichen Verteiler (E-Mail) aufgebaut. Etwa alle drei bis vier Wochen laden wir die Kontakte zu einer Session über die Plattform Zoom ein. Unsere Sessions finden immer donnerstags um 10:00 Uhr MEZ statt. So ist es zwar für unsere Teilnehmenden in Neuseeland und Australien bereits spät am Abend, aber immer noch für die meisten machbar, an unseren Sessions teilzunehmen.
Eine Veranstaltung dauert in der Regel anderthalb bis zwei Stunden. Für die Sessions laden wir meist Gäste ein, die zum jeweiligen Thema Input geben können. Es gibt immer genügend Raum für den Austausch im Plenum und/oder in Breakout-Groups.
Beim Format „Authors meet Translators“ haben Teilnehmer*innen die Gelegenheit, direkt mit (deutschsprachigen) Autor*innen und Übersetzer*innen ins Gespräch zu kommen – eine Gelegenheit, die sich selbst bei einer nicht-digitalen Veranstaltung mit größerem Publikum üblicherweise nur schwerlich ergibt.
Besonders spannend finde ich auch immer wieder unsere Gäste, die aus anderen Bereichen, wie Agenturen, Berufsverbände oder Organisationen kommen, die sich für die Förderung von Literatur und insbesondere der Weltliteratur einsetzen.
Die Teilnahme an unseren Sessions, auch die sogenannten Training-Sessions, wo wir eine Form der Fortbildung zu einem Thema (Netzwerken, Rechte, Moderation, Lektorat, Gutachten schreiben u.v.m.) anbieten, ist kostenlos.

 

Nach eineinhalb Jahren Arbeit und einer Buchmesse. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, welche Ergebnisse gibt es zu berichten?

SM: Als einen besonders erfolgreichen und für viele andere Mut machenden Aspekt unseres Forums möchte ich das Netzwerken hervorheben. Inzwischen hat sich ein vertrauensvolles, engagiertes und nachhaltiges Netzwerk der Übersetzer*innen zwischen dem deutschsprachigen Raum und den Ländern Asien-Pazifiks gebildet und wächst weiterhin.
Vor allem während der Pandemie haben wir Rückmeldungen bekommen, dass unsere Veranstaltungen und der Austausch nicht nur inhaltlich interessant und fachlich relevant sind, sondern wie wichtig auch das kollegiale, soziale Miteinander ist.
Und das auch über unsere Sessions hinaus. So haben wir einige Erfolge zu verzeichnen, unter anderen haben sich für gepitchte Titel Verlage gefunden– sowohl deutschsprachige Verlage für Titel aus der Region Asien-Pazifiks, die deutschsprachige Übersetzer*innen vorgestellt haben, als auch Verlage in Ländern Asiens, interessiert und es kam zu Rechtekäufen und Übersetzungen.
Durch den Austausch in unseren Sessions lernen sich Teilnehmer*innen kennen, die sich sonst nicht begegnet wären, erfahren von den Kenntnissen und Aktivitäten voneinander. So gab es Einladungen von Übersetzer*innen zu Veranstaltungen in anderen Ländern, im universitären Bereich zu Vorträgen oder Online-Formaten.

Hat sich eure Arbeit/euer Konzept in der Zeit verändert und wie sieht die Zukunft des Exchange Forum for Translators aus?

SM: Während wir zu Anfang überwiegend übersetzungsspezifische Themen in den Sessions besprochen haben, dehnen wir inzwischen das Spektrum weiter aus, vor allem mit Blick auf internationale Themen und Wege der Promotion von Buchtiteln.
Aufgrund unserer unterschiedlichen Gäste, die nicht alle Übersetzer*innen aus dem Deutschen sind und des Deutschen nicht mächtig sind, greifen wir mehr auf die englische Sprache zurück. Unsere Netzwerkarbeit hat eine größere Reichweite mit Englisch.

CK: In unsere Arbeit beziehen wir immer die Erfahrungen aller Teilnehmer*innen, insbesondere der Übersetzer*innen ein, und versuchen, die Sessions noch wertvoller für sie zu gestalten. Wir werden auch noch andere Formate nutzen in Zukunft, so arbeiten wir an einem Podcast, der weitere deutschsprachige Bücher vorstellen soll und auch an Ideen für physische Formate.
Zudem haben wir bereits begonnen, auch die andere Seite einzubeziehen, also auch daran zu arbeiten, dass wir mehr Übersetzungen der Literatur aus der Region Asien-Pazifik ins Deutsche sehen. Die Finanzierung für das Forum für 2023 ist gesichert, und wir hoffen, dass das Auswärtige Amt/andere Ministerien auch in Zukunft diese wichtige Arbeit unterstützen werden.

Claudia Kaiser

Nach Ausbildungen zur Buchhändlerin und Sinologin arbeitete Claudia Kaiser als Lektorin beim Verlag China Foreign Literature, setzte eine Literaturagentur in China auf, und gründete dann das Deutsche Buchinformationszentrum der Frankfurter Buchmesse in Beijing. Nach einer weiteren Station bei den UN in New York, ist sie seit 2003 Mitglied der Geschäftsleitung der Frankfurter Buchmesse. Nach Stationen in Abu Dhabi und Cape Town, wo sie die Tochterfirmen der Frankfurter Buchmesse aufbaute und die Buchmessen dort leitete, ist sie heute für die Märkte Asien, die arabische Welt und Afrika zuständig. Sie ist zudem stark in das neue Event Jakarta Content Week (Jaktent) involviert, das die Frankfurter Buchmesse zusammen mit der 17000 Islands of Imagination Foundation in Jakarta organisiert.

Sabine Müller

Sabine Müller lebt in Köln und arbeitet als Übersetzerin für Indonesisch und Englisch. Sie studierte Ethnologie, Malaiologie und Soziologie an der Universität Köln sowie Indonesisch an der Gadjah Mada Universität in Yogyakarta. Gemeinsam mit Kulturschaffenden und Übersetzer*innen in Indonesien und Deutschland engagiert sie sich für die Förderung indonesischer Literatur und der Übersetzungsarbeit.

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