Austausch, Kommunikation und Sichtbarkeit – die Ziele der neuen WLB-Vorsitzenden Nora Bierich und Eva Profousová

  1. Bei der letzten Vollversammlung der Weltlesebühne, am 23. Juni 2021, wurdet ihr zur ersten und zweiten Vorsitzenden gewählt. Welche Aufgaben in eurem neuen Amt stehen für euch zunächst im Vordergrund?

Im Prinzip wollen wir die Weltlesebühne erst einmal so weiterführen, wie Martina, Gabi und alle Mitglieder der WLB sie über Jahre hinweg geschaffen haben. Als mögliche neue Ziele, die wir uns gesetzt haben, visieren wir eine intensivere Kommunikation untereinander an, aber auch eine Vernetzung zu anderen Übersetzerorganisationen wie dem MÜF oder zu europäischen Übersetzungsfestivals .

Außerdem wollen wir jüngere Übersetzer:innen für Veranstaltungen gewinnen sowie internationale Übersetzer:innen, die in Deutschland leben, und aus dem Deutschen in andere Sprachen übersetzen.

Eine unserer ersten Aktionen als neuer Vorstand war die Einführung eines „Jour Fixe“ für alle WLB-Mitglieder, der alle 2-3 Monate stattfinden soll. Wir haben den Eindruck, dass die meisten Veranstaltungen und Aktionen meist nur von einer überschaubaren aktiven Gruppe geplant werden, während viele Mitglieder im Hintergrund bleiben. Es ist uns ein Anliegen, zu versuchen, die WLB-Mitglieder mehr miteinander ins Gespräch zu bringen und auch bisher nicht so aktive Kolleg:innen für die Planung von Veranstaltungen und mehr Einsatz bei der Vereinsarbeit zu gewinnen.

Nora Bierich (c) NIPPON CONNECTION 2020
 

 

2. Euer Amtsantritt fällt in eine besondere und komplizierte Zeit: Die Pandemie hat alle Kulturschaffenden vor große Herausforderungen gestellt – das betrifft konkret die Planung und Durchführung von Veranstaltungen der WLB, Mitglieder- und Vorstandstreffen. Nicht zuletzt ist durch Corona die WLB digitaler geworden: Es gibt das Team der digitalen WLB; es werden viele eigene Clips gedreht; der YouTube-Kanal ist reich bestückt; Veranstaltungen werden gestreamt und seit ein paar Wochen gibt es auch dieses Blog. Was bedeutet das für euch als Vorsitzende und worin seht ihr die Bedeutung und die Chancen dieser Entwicklung?

Neben den vielen geplanten Veranstaltungen, die abgesagt werden mussten, hat die Pandemie hat auch Vieles angestoßen und forciert, vor allem die Digitalisierung, auch die der WLB: Wir können uns jetzt, sowohl als Vorstand als auch in größeren Runden, vergleichsweise schnell und über Distanzen hinweg zu Online-Treffen verabreden, was eine intensivere Vernetzung unserer Mitglieder möglich macht. Während die WLB vor der Pandemie vorwiegend städte-intern kommuniziert hat, können wir jetzt fast jeden Monat eine Art bundesweites Treffen abhalten, wie es sonst einmal im Jahr vom VdÜ in Wolfenbüttel organisiert wird. Und das tut uns gut.

Die neu gegründete digitale Weltlesebühne wiederum hat auch ganz neue Felder eröffnet: Mit Formaten wie den Kanada-Clips anlässlich der diesjährigen Buchmesse oder auch den Clips von Übersetzer:innen über die von ihnen übersetzten Bücher sorgt sie für mehr Sichtbarkeit unserer Zunft. Auch bei der translationale berlin, dem ersten deutschen Festival für Literaturübersetzung, das in Zukunft regelmäßig stattfinden soll,hat die digitale WLB mehrere Veranstaltungen aufgezeichnet.

Natürlich hoffen wir, dass wir bald wieder alle Veranstaltungen vor Ort durchführen und uns auch regelmäßig analog treffen und austauschen können – und trotzdem unsere digitale Kompetenz weiter pflegen und erweitern.

Eva ProvousováQuelle: (c) Melanie Hauke

Eva Provousová (c) Melanie Hauke

 

3. Welchen Stellenwert haben für euch Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Weltlesebühne, sowohl innerhalb der WLB als auch nach außen hin? 

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sind uns beide sehr wichtig, deswegen wollen wir auch weiter den sogenannten digitalen „Jour Fixe“ abhalten, zu dem alle WLB-Mitglieder eingeladen sind: Um sich über Ideen auszutauschen, Fragen und Probleme zu klären, neue Veranstaltungen zu planen und neue Formate zu diskutieren. An diesen digitalen Treffen können alle Mitglieder teilnehmen: Egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen, nah oder fern, das schafft möglicherweise ein neues Gruppengefühl.

Wír haben mit der Digitalisierung und dem Übersetzungsfestival translationale berlin oder auch unserer Teilnahme am Festival im Freiburger Ü-Café schon viel Sichtbarkeit herstellen können und damit auch Öffentlichkeitsarbeit geleistet.

Zukünftig würden wir auch gern auf potentielle neue Veranstaltungspartner und Sponsoren zugehen wollen und  in bisher unterrepräsentierten Städten und ländlichen Regionen vermehrt WLB-Veranstaltungen initiieren.

 

4.Wo seht ihr die Weltlesebühne in der Zukunft? Was wünscht ihr euch? Welche Zukunftsvisionen würdet ihr gern realisieren?

Jünger und diverser soll sie werden. Internationaler. Mehrsprachiger. Verspielt, lustig, hintergründig und anregend. Sicherlich keine Aufgabe für eine einzige Wahlperiode, denn zwei Jahre sind schneller um als man denkt.

Wenn wir es darüber hinaus schaffen, auf unseren Veranstaltungen auch ein jüngeres und diverseres Publikum anzusprechen, das sich nicht nur aus dem Kreis der Übersetzer:innen rekrutiert, wären wir sehr zufrieden.

B.E.

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